Murex brandaris

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PURPUR - Die
Farbe des Lichts

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Schleier von Manoppello

 

Purpur

    Die Lösung des Rätsels: Purpur

Etwa 1500 Jahre vor Christus wurde an der Küste des heutigen Libanon ein Textil- Färbeverfahren entwickelt, das mit Sekreten einer Meerschnecken-Art arbeitete. Das Färbeergebnis changierte von Altrosa bis Amethystblau und war sehr haltbar: Wenn es richtig angewendet wurde, hielt die Farbe "ewig", wurde nicht von der Sonne ausgebleicht und liess sich auch durch kochen nicht von den Fasern waschen. Das waren für die damalige Zeit einmalige Eigenschaften.
Entsprechend wurde diese Handwerkskunst gewürdigt: Die gefärbte Ware wurde mit Gold aufgewogen, das Herstellungsgeheimnis streng gehütet.

Niemand ausser den Färbern kannte das zentrale Geheimnis dieses Handwerks- prozesses: Das Sekret der Schnecken war milchweiss bis gelblich. Nachdem es auf ein Stück Tuch aufgetragen worden war, musste dieses Tuch in der Sonne liegen, um sich färben zu können - erst das Licht der Sonne brachte die Farbe zum Vorschein. In etwa vier Minuten wurde aus dem Gelb-Weiss des Sekrets ein kräftiger Purpur-Ton. Nur wenn so vorgegangen wurde, entstand diese Farbe und wurde haltbar gegen alle Umwelteinflüsse.

Plinius (der Ältere) und andere Gelehrte beschrieben diese Handwerkskunst, aber bei keinem wird das Geheimnis der Lichtempfindlichkeit enthüllt. Dieses Geheimnis ging 1453, zusammen mit dem Untergang des Byzantinischen Reiches verloren. Erst ein schottischer Naturforscher bemerkte 1687 die Lichtempfindlichkeit des Sekrets dieser Schnecken, schrieb eine Abhandlung darüber und fragte sich, ob er das Geheimnis des Byzantinischen Purpurs wiederentdeckt habe.

Er fand kein Interesse mehr für seine Entdeckung. Längst hatten andere, billigere Färbeverfahren die Rolle der Purpurfärbung übernommen. Um 1900 herum gab es noch einmal ein gewisses Interesse an diesem Verfahren, das aber ausschliesslich historisch begründet war. Dann wurden die Anilin-Farben erfunden und im 20. Jahrhundert geriet es in völlige Vergessenheit.

    Aufgrund dieser Tatsachen ist es falsch, anzunehmen, im Mittelalter habe kein geeignetes Material für fotografische Techniken zur Verfügung gestanden. Das Handwerk der Purpur-Färbung wurde im 13. Jahrhundert, also zu der Zeit, auf die das Grabtuch datiert wurde, seit rund 2700 Jahren ausgeübt.

*

Ich bin auf diese Zusammenhänge durch Zufall gestossen, als ich für eine Vorlesung über die kulturelle Bedeutung der Fotografie Material zusammen trug. Die "Entdeckung", dass es schon im Mittelalter hoch lichtempfindliches Material gegeben hat - und dazu noch Handwerker, die seit so langer Zeit damit umgingen, liess mich nicht mehr los. Was dazu führte, dass ich mir einige Dutzend dieser Schnecken besorgte und anfing, mit dem Farbstoff zu experimentieren. Denn die zentrale Frage war: Konnte man mit den Techniken der Purpurfärbung und einer einfachen Kamera etwas hinbekommen, das dem Bild auf dem Grabtuch entsprach?

Die Antwort auf diese Frage gebe ich nach rund zwei Jahren der Versuche mit diesen Schneckensekreten und eingehendem Quellenstudium:

    Man kann mit den Mitteln der Purpurfärbung sowohl Ergebnisse erzielen, wie sie die Acheriropoieta, die Wahren Bilder zeigen (abgestufte Brauntöne), aber auch Veränderungen, wie sie an den Fasern des Grabtuches auftauchen, sind über eine Belichtung ohne Weiteres möglich.

    Darüber hinaus lassen sich alle Probleme, die bisher auftauchten, wenn das Tuch naturwissenschaftlich erklärt werden sollte, einfach erklären, wenn man annimmt, dass die Techniken der Purpurfärbung für die Erzeugung des Bildes auf dem Grabtuch verwendet wurden.

Auch das Negativ-Problem, das Rätsel, weshalb sich unter den Blutflecken keine Bildspuren finden lassen, das Kronenproblem, die Pollenspuren auf dem Tuch, das Fehlen von Pigmenten auf den Fasern - all´ das ist auf einfache Weise erklärbar, wenn man davon ausgeht, dass lichtempfindliche Sekrete der Schneckenart Murex brandaris und ein fotografisches Verfahren das Bild erzeugt haben. Sogar der erst kürzlich wieder in die Schlagzeilen geratene "Schleier von Manoppello" fügt sich nahtlos in diese Theorie.

Und zuletzt: Genau in der Zeit, in die das Radio-Karbon-Verfahren das Tuch datiert, herrschten in der Landschaft der Purpurfärbung politische Umstände, die das Auftauchen einer solchen gefälschten Reliquie erklären können: Die Bedrohung des "Heiligen Landes" durch ägyptische Mamluken-Heere und sein endgültiger Untergang mit der Eroberung von Akkon und der Preisgabe von Tyros im Jahr 1291. Schliesslich wurde das erste der "Wahren Bilder", das "Bild von Edessa" im sechsten Jahrhundert zu genau diesem Zweck -der Verteidigung einer Stadt gegen ein übermächtiges Heer- eingesetzt. Und 1098 wurde Antiochia mit einer "Heiligen Lanze" erfolgreich verteidigt.


    Schlussfolgerungen:

Im Jahr 544 wurde mit dem "Bild von Edessa" eine neue Bildgattung eingeführt. Diese “´Wahren Bilder” wurden vom Klerus als autografisch und dokumentarisch charakterisiert. Damit wurde das Prinzip der Fotografie 1300 Jahre vor ihrer eigentlichen Erfindung beschrieben. Möglicherweise liegt unserem Verhältnis zu dokumentarischen Bildern ein Glaubenskonstrukt zugrunde.

Das Turiner Grabtuch ist eine gefälschte Reliquie. Es wurde zwischen 1260 und 1291 von Purpurfärbern in oder um Tyros, im “Heiligen Land”, hergestellt - mittels einer einfachen, fotografischen Technik und hoch-lichtempfindlichen Drüsensekreten der Meerschneckenart Murex brandaris. Auf ähnliche Weise waren schon ab 544 die Vorläufer des Grabtuches und der Ikonen, die “Wahren Bilder” oder “Acheiropoieta” hergestellt worden. Auch der “Schleier von Manoppello” lässt sich mit diesen Verfahren problemlos erklären. Grund und Anlass für die Fälschung des Grabtuches dürfte die Bedrohung des “Heiligen Landes” durch ägyptische Mamluken-Heere und die überwiegend gleichgültige Haltung der europäischen Staaten gegenüber dieser Bedrohung gewesen sein.

Andreas Lobe, August 2004 bis Mai 2008


Meine Recherche erläutere ich auf der Seite Hintergrundinfos und den dort angegliederten Seiten. Wie ich mir das Zustandekommen dieser Reliquienfälschung vorstelle, können Sie in einer szenischen Rekonstruktion nachlesen.

 

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